Hier findet ihr den Prolog und die ersten fünf Kapitel von Morgenrote Savanne. Alles Weitere zum Buch steht hier: http://www.pride-lands.org/sho…vanne&p=438057#post438057
Beachtet bitte, dass der Text für das Taschenbuchformat formatiert wurde, deswegen lässt er sich in dieser Form nicht ganz so gut lesen.
Trotzdem wünsche ich viel Spaß beim Lesen!
Prolog
Tiefe Nacht liegt über der Savanne.
Ein Land der Schatten, eine weite Ebene von Grau- und Schwarztönen so weit das Auge reicht, bis sich jeder Blick in vollendeter Finsternis zerstreut. Nur widerwillig gewährt das milde Sternenlicht den schärfsten Augen die Macht, das nächtliche Geschehen zu beobachten.
Es ist still.
So still, dass der eigene Atem einem wie das donnernde Grollen ganzer aufgebrachter Herden erscheint und jeder Schritt auf dem von vertrockneten Sträuchern und Halmen übersäten Boden einen nur zu gut daran erinnert, dass man schon mit dem nächsten Herzschlag zur Beute eines ebenso wachsamen wie hungrigen Jägers degradiert werden kann. Denn die Stille täuscht, die Savanne schläft niemals. Des nachts treten hier Tiere hervor, deren leibhaftige Existenz sich in den heißen Stunden des Tages nur erahnen lässt. Geschöpfe, Jäger wie Gejagte, erwachen aus ihrem tiefen Schlaf. Und manch einer, dem bei Sonnenschein kein Erfolg gegönnt war, findet nun, im Schutz der Dunkelheit, eine neue Gelegenheit.
Doch nicht jeder Jäger hat das Glück, sich bei Sonnenaufgang noch am Leben zu wissen...
Breite, gewichtige Pfoten schreiten über den staubtrockenen Boden hinweg, doch lassen sie kaum Spuren im Sand zurück, da ihre geschmeidige Art auf ebenso elegante wie tödlich effektive Weise die Kraft bannt, die in ihnen lauert. Der nächtliche Wanderer, dessen Körper in der Dunkelheit nur in Fetzen von Umrissen auszumachen ist, ächzt unter dem Gewicht, das er zu ziehen hat, das Gewicht seines Opfers. Lange, messerscharfe Zähne arbeiten sich durch Fell, Haut und Fleisch und packen fest zu, um das unglückliche Wesen, das des Jägers Geschick erlag, weiter voranzuzerren. Mit aller Kraft stemmt sich der Wanderer gegen den Boden und der leblose Körper gehorcht widerwillig seinem Befehl. Die Bestie keucht und ihr Fell ist über und über verklebt mit Sand und Erde.
Der Wanderer hält inne, er lauscht. Der schrille Schrei eines Affen ertönt irgendwo in der Ferne. Erst jetzt fällt ihm das gemächliche, leise Plätschern auf, das wie eine sanfte Melodie die Stille der Nacht umspielt. Der Bach. Weit kann es nun nicht mehr sein.
Gerade ist er drauf und dran, seine Beute zu packen und weiterzuschleppen, da hält der Räuber schlagartig inne. Er sieht auf, die Ohren gespitzt, und das sanfte Sternenlicht spiegelt sich in seinen Augen. Er hat etwas vernommen.
In langen, ausführlichen Zügen zieht die Schnauze die kühle, nächtliche Luft ein und nimmt eine Witterung auf. Die stämmigen Beine der Raubkatze drücken sich durch und sie richtet sich zu ihrer vollen Größe auf. Wie jedes Lebewesen, das noch bei Verstand ist, vertraut sie ihren Sinnen.
Als sie den Atem anhält, wird der Bestie nun eines deutlich bewusst: Sie ist nicht allein.
Eine leichte Windböe greift die Äste der Savannenbäume und lässt das Laub rascheln, Sternenlicht spiegelt sich im lieblichen Bach. Schon bald wird es für die nachtaktiven Geschöpfe an der Zeit sein, sich in ihre Unterschlüpfe zurückzuziehen. Denn der Morgen rückt mit jedem verstreichenden Augenblick näher.